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Von der Oase zur Wüste

„Von der Oase zur Wüste“ - so heißt ein Artikel aus meiner regionalen Tageszeitung, welchen Sie hier nachlesen können. In diesem wird geklagt oder beschrieben, dass für die Jugend keinerlei Möglichkeiten in Sonneberg vorhanden sind, sich am Wochenende abends zu amüsieren. Es wird auf die alten Zeiten verwiesen, in der Sonneberg noch eine Hochburg der Disco und Tanzmusik war.

Jaja, die guten alten Zeiten. Wo sind sie nur geblieben? Und wo ist die Jugend geblieben? Auch ich erinnere mich noch gern an die Zeiten, als ich in der Diskothek „Fun & Filou“ als Resident-DJ regelmäßig auflegte, als die Halle noch bis früh um fünf zum Bersten voll war, und als einfach nur eine gute Stimmung herrschte. Um in der Märchensprache zu sprechen: „Es war einmal…“ Mehrfach wechselten danach die Besitzer, allerdings hatten diese kaum einen Plan, die Locations ordentlich fortzuführen. „Billig saufen“ war das Motto, um die Jugendlichen in die Discos zu locken. Durch deren zeitweise ungebührliches Auftreten blieb auch die ältere Generation lieber zuhause. Anstatt auf bewährte DJs zu setzen, wurden lieber neue Leute vor das Publikum gestellt, die sich „DJ“ nannten, sich für einen Appel & ein Ei anbiederten, aber keine Erfahrung besaßen. Manchmal waren auch neunmalkluge Leute in der Geschäftsführung, die nach dem Motto agierten: „Wenn mich keiner als DJ bucht, dann mach ich eine Disse auf. Dann bin ich wenigstens wer!“ Dass dieses Konzept nicht funktionierte, kann man jetzt sehen. Überdies verweigerte die Ordnungsbehörde der Stadt Sonneberg bei der letzten Location die Zulassung. Die wird sicherlich ihren Grund gehabt haben.

Den alten Grundsatz „Werbung kostet Geld, keine Werbung kostet Kunden“ haben viele der Betreiber nicht verstanden. Anstatt sich durch ein gut durchdachtes Konzept hervorzutun, das ordentlich zu promoten und sich so am Markt zu positionieren, wurde jede Woche die gleiche Einheitssuppe gesürzt mit Billig-Sauf-Offerten präsentiert. Keiner kam mal auf die Idee, sich stattdessen mit besonderen Veranstaltungen hervor zu tun. Weit und breit gibt es keine Disco für Gothics. Hier wären regelmäßige Veranstaltungen durchaus denkbar gewesen. Wir haben in Sonneberg und Umgebung viele Tanzschulen. Auch auf diesem Gebiet hätte man in Zusammenarbeit mit diesen wiederkehrende Events für Tänzerinnen und Tänzer in gepflegter Atmosphäre präsentieren können. Dann wäre aber die Selbstbeweihräucherung mancher „Chefs“ ins Wasser gefallen.

Mithin muss man natürlich fairerweise zugestehen, dass die Zeit der Großraum-Discos endgültig vorbei ist. Mittlerweile geht die Jugend - aber auch die ältere Generation - lieber auf eine so genannte Club-Hopping-Tour: Man trifft sich in kleineren Gruppen und zieht durch die Nacht von Bar zu Bar, von Kneipe zu Kneipe. Leider gibt es dafür hier in Sonneberg kaum Gelegenheiten. Coburg oder Kronach als benachbarte Kreisstädte bieten da schon viel mehr. Außerdem muss man auch ehrlicherweise sagen, dass in der Zeit bis Sommer bis Herbst kaum Besucher in die Diskotheken gehen, da überall auf den Dörfern die „Kirchweihen“ abgehalten werden. Das stringente Einhalten des Rauchverbotes trägt ebenso einen nicht unwesentlichen Teil zum Fernbleiben von Gästen - gerade der Jugend - bei.

Auch kann man nicht bestreiten, dass die älteren Sonneberger ein sehr verwöhntes bis zickiges Völkchen sind. Es wird immer und gerne sehr viel gemeckert, das nix los ist. Wird aber mal was angeboten, geht keiner hin. Ich habe das zu meinen Anfangszeiten nach meinem Umzug hierher selbst erlebt. Die Situation hat sich bis heute nicht geändert. Es bleibt aber zu wünschen, dass sich etwas ändert. Potenzial ist genug vorhanden.